Ein tolles Foto, zufällig, vergänglich, einfach da. Und beeindruckende Gedanken dazu von einer Bekannten. Lesenswert!
Auferstehungserfahrung am Karfreitag
Es ist keine Neuigkeit, dass der Vatikan es seinen Priestern und Menschen in geistlichen
Berufen untersagt, lesbische oder schwule Paare zu segnen. Die neuerliche Verlautbarung ist nur die Wiederholung einer fortdauernden Diskriminierung liebender Menschen, die einer sexuellen Minderheit angehören. Vielerorts haben katholische Kirchengemeinden Regenbogenfahnen aufgehängt.
Ich laufe durch die Straßen meiner Stadt.

Die Solidaritätsbekundungen berühren mich, auch wenn
ich um deren Wirkungslosigkeit angesichts struktureller Diskriminierung weiß. Diese resignativen Gefühle begleiten mich am heutigen Karfreitag. Ich sitze in der Hospitalkirche zu Stuttgart und lausche dem Frauenkreuzweg, einem ökumenischen Projekt von
KDFB und evangelischer Kirche.

Plötzlich ereignet sich ein beeindruckendes Farbenspiel. Helle Sonnenstrahlen dringen durch die it Lamellen verhängten Fenster.
Das Licht bricht sich an ihnen in den Regenbogenfarben. Eine regenbogenbunte Säule wandert durch den Chorraum in dessen Mitte eine riesige Kreuzigungsszene aus gelblichem Sandstein steht. Für einen Augenblick nur strahlt der Corpus des gekreuzigten Christus in rot, orange, gelb, grün, blau, violett.
Der queere Gekreuzigte!

Es ist ein beeindruckendes Zeichen.
Christus spricht in meinem Inneren zu mir:
„Sieh her, ich kleide mich in deinen Farben.
Ich bin einer von Euch. Das ist mein Regenbogengewand.
Es schmückt mich noch im Tod auf wunderbare Weise.“
So viel Trost und Auferstehungsgefühle hatte
ich selten an Karfreitag.
Stuttgart im April 2021
Text und Foto (c) Theresia Talheim