Über das Begehren nachzudenken ist schwierig. Ich habe es trotzdem versucht. Der Monatsspruch für Oktober 2018 war der Anlass.

„Herr, du kennst all mein Begehren, und mein Seufzen ist nicht vor dir verborgen.“ (Psalm 38,10)

Begehren ist ein Motor, manchmal pures Adrenalin.
Handlungsleitend, motivierend, irritierend, verwirrend, hinderlich.
Oft völlig über das Ziel hinaus.
Was habe ich nicht schon alles begehrt, gewollt, geplant, gemacht.

Ergebnis?
Einiges hat geklappt. Anderes nicht.
Einiges habe ich erreicht. Anderes nicht.

Eine wunderbare Partnerin habe ich,
einen erfüllenden Beruf, interessante ehrenamtliche Aufgaben.
Was will ich mehr?
Aber Begehren tickt anders. Ist immer da.
Und wenn es gesättigt wird, entsteht irgendwo anders ein anderes Begehren.
Zurück zum Los. Ziehe keine 5000 Euro. Und von vorne das Ganze.

All mein Begehren,
manches hat sich verheddert, anderes ist abgeschliffen.
Du weißt schon, Sachzwänge, Kompromisse, Befindlichkeiten.
Das geht eben nicht alles so, wie man es gerne hätte. Das Leben ist kein Ponyhof.
Und einen Rosengarten hat dir auch niemand versprochen. Just saying.

Ich möchte gut dastehen, begehrt werden und interessant erscheinen.
Aber ist das überhaupt so begehrenswert?
Ist das nicht eher anstrengend, stressig, unnütz?
Und tief seufze ich.
Was für ein Aufwand. Was für ein Kraftakt.
Budenzauber.

Gott muss ich da nichts vormachen. Gott kennt mein Begehren.
Eine gute Erinnerung, um mir selbst nichts vormachen zu müssen. Oder anderen.
Gott kennt mich und blickt in jeden Winkel meiner Gefühlslagen.
Ungeniert und ungebeten.
Unerschütterlich aber nicht ungerührt.
Voller Wärme und Anteilnahme.
Mein Seufzen bleibt ihm nicht verborgen.
Ich spüre es.
Und atme aus.