Von einem grauen Haupt ist im Monatsspruch die Rede. Und davon dass man die Älteren ehren soll. Dazu habe ich mir Gedanken gemacht.

Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der Herr.“ (3. Buch Mose 19,32)

Ein graues Haupt. Tja, das habe ich auch schon zu bieten. Und von Anfang an habe ich mich entschieden, meine grauen Haare nicht zu färben, sondern fröhlich dazu zu stehen und mit der Band Pur zu singen:

„Ein graues Haar / wieder geht ein Jahr / alles Gute, danke klar /
immer noch ein Grund zu feiern / Erst recht mit grauem Haar!“

Lebenserfahrung habe ich im Laufe meines Lebens auch schon einige gesammelt. Ob ich deshalb Ehre verdiene? Da bin ich mir nicht so sicher. Aufstehen muss deshalb aber ganz sicher niemand vor mir.
Worum geht es dann in diesem Text?

Der Vers kommt aus dem sogenannten Heiligkeitsgesetz im Alten Testament und erinnert an die Zehn Gebote. Dort sind die Gläubigen angehalten Mutter und Vater und damit die älteren Generationen insgesamt zu ehren und ihnen Respekt zu zollen. Das war in der damaligen Zeit überlebensnotwendig. Ohne Rentensystem und Sozialleistungen waren die Älteren und Alten darauf angewiesen, dass sie im Familienverband, in der Sippe oder in der Dorfgemeinschaft geachtet und mit versorgt wurden. Im Gegenzug war ihre Lebenserfahrung für die Gemeinschaft wichtig und konnte Orientierung geben. Alle hatten also etwas davon, wenn die Jungen die Alten achteten und ihnen zuhörten.

Damals wie heute klappt das aber nur dann, wenn die Verhaltensweise auch umgekehrt gilt: Wenn die Älteren auch die Jüngeren ernst nehmen. Es ist also ein wechselseitiges Prinzip: Die Jungen achten die Alten und reflektieren deren Lebenserfahrung. Davon können sie lernen und auf der Grundlage von lebendiger Geschichte Gegenwart und Zukunft gestalten. Und die Älteren respektieren den Schwung und die Ideen der Jugend und fördern sie. Wenn das so klappt, haben alle etwas davon.

Es geht also insgesamt um Respekt und Achtung der Menschen voreinander. Denn alle Menschen sind von Gott geschaffen, egal wie alt sie sind. Schließlich zeigt sich am Umgang der Menschen mit anderen, wessen Geistes Kind sie sind und wie glaubwürdig ihre Gottesfurcht ist. Denn wer die Menschen nicht ehrt, mit dessen Gottesliebe kann es nicht weit her sein.