Heimat. Ein deutsches Familienalbum ist eine grafische Autobiografie, die versucht die eigene Identität zu ergründen, indem die Autorin sich fragt, woher sie kommt und was sie geprägt hat.

Diese grafische Autobiografie erzählt in einer einzigartigen Verbindung von handgeschriebenen Texten, Zeichnungen, Dokumenten und historischen Fotografien die autobiografische Suchgeschichte der Autorin.
Als Deutsche, die in Brooklyn lebt, ist sie auf der Suche nach ihrer Herkunft. Sie beschäftigt sich mit der Rolle ihrer Herkunftsfamilie im Nationalsozialismus und kommt eigenen Schuld- und Schamgefühlen auf die Spur.

Schicht für Schicht rekonstruiert sie ihre Familiengeschichte, befragt Zeitzeugen und versucht mit Hilfe von Archivmaterial, Postkarten, Fotos und Berichten den bereits verstorbenen Familienmitgliedern nahe zu kommen. Später erkennt sie, dass sie auf dieser Spurensuche vor allem sich selbst und ihren ambivalenten Gefühlen nahe kommt, die sie als Deutsche in den USA verspürt. Wo kommt sie her? Ist sie als Deutsche mitverantwortlich für die Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus? Was heißt das für ihr Leben und ihre Identität?

Sie erkennt, dass Vergangenheitsbewältigung ein typisch deutsches Phänomen ist, dass diese aber nicht geholfen hat mit der eigenen politischen Geschichte Frieden zu schließen. Sie registriert, dass sie in der Schule nichts über die Geschichte ihrer Heimatstadt gelernt hat, keine einzige Strophe der Nationalhymne kennt, dass sie keine alten Volkslieder gelernt hat und sich schwer mit der Bedeutung des Wortes Heimat tut.

„Wie kann man begreifen, wer man ist, wenn man nicht versteht, woher man kommt?

Diese Schlüsselfrage aus ihrem Buch verdeutlicht die Motivation der Autorin, sowohl in den USA als auch in ihrer alten Heimat danach zu suchen, wie sie zu der geworden ist, die sie heute ist. Eine Professorin für Illustration an der „Parsons School of Design“ in New York. Sie lebt mit ihrer Familie in Brooklyn.

Diese grafische Autobiografie geht unter die Haut und verbindet persönliche Familiengeschichte mit der Geschichte deutscher (Nicht-)Verarbeitung des Nationalsozialismus nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit Hilfe ihrer Suche nach Heimat und ihrer kreativen Annäherung an die Abgründe deutscher Geschichte setzt sie sich mit der Verantwortung auseinander, die jeder Mensch für die Vergangenheit des eigenen Herkunftslandes in sich trägt.

Unbedingt lesenswert!

 

Heimat. Ein deutsches Familienalbum, von Nora Krug, Penguin Verlag München, 2018, 2. Aufl.