Meine Gedanken zur Jahreslosung 2018 über die Quelle lebendigen Wassers. Ich habe mich schwer getan mit dem Text. Aber lest selbst.

„Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Offb. 21,6)

Ich sag´s mal frei raus: Ich fühle mich gerade müde und schwer. Da ist nichts Leichtes, nichts Sprudelndes oder Frisches. Ich befinde mich noch mitten drin zwischen vorweihnachtlichem Erschöpfungszustand und nachweihnachtlichem Bratenkoma. Die Besuche zwischen Familie, Freundinnen und Freunden waren intensiv, manchmal anstrengend und nervig, meistens witzig und wohltuend. Aber vor allem hatte ich keine Zeit für mich. Und der Urlaub ist schon fast wieder rum. Auweia. Woher soll die sprudelnde Frische kommen, die ein neues  Jahr doch angeblich verspricht? Und die Jahreslosung für 2018 spricht mich auch nicht wirklich an. Was hat sie mit meiner Lebenswirklichkeit zu tun?

Schnell spüre ich. Meine Fragen sind Luxusprobleme. Ich bin gerade weder durstig, noch hungrig. Im Gegenteil. Ich fühle mich voll und schwer. Habe zu viel getrunken und zu viel gegessen. Da ist bestenfalls Sehnsucht nach Ruhe und Leichtigkeit. Ok. In der Weise bin ich also sehr wohl durstig. Durstig nach Freiheit, nach Leichtigkeit und Lebendigkeit. Ob mir die Jarslosung doch was zu sagen hat?

Da wird mir versprochen, dass mein Durst gelöscht wird. Aus der Quelle lebendigen Wassers. Ganz umsonst. Mir fällt mein letzter Rombesuch ein. Was mich da neben Architektur, Geschichte und Quirligkeit der Stadt am meisten beeindruckt hat: Die vielen Brunnen. Überall konnte ich sie entdecken. Und sie spendeten frisches Trinkwasser. Ganz umsonst. Und das in der Hauptstadt Italiens. Da, wo es oft so heiß und stickig ist. Die Stadt, die überrollt wird von Reisegruppen und Einzeltouristen aus aller Welt. Aber die Brunnen sind da und bieten stoisch frisches Wasser an. Dort in Rom habe ich das frische Trinkwasser genossen und war berührt  von der Freizügigkeit der Stadt. Ich verband es mit Gastfreundschaft, Offenheit und Überfluss, obwohl die Stadt Rom wie viele andere italienische Städte einige Probleme mit Hygiene,  Müllbeseitigung und Wassermangel  hat. Dennoch wurde mir frisches Trinkwasser angeboten, und ich bin erfrischt durch die Straßen Roms spaziert. Ich war zufrieden, dankbar und spürte Lebensqualität in der ewigen Stadt.

Das ist also das Gefühl, wenn einem lebendiges Wasser gegen den Durst geschenkt wird. Für viele ist das eben kein Luxusthema, sondern ein existenzielles: Millionen von Menschen haben kaum oder gar keinen Zugang zu frischem Wasser. Da ist dieses Versprechen ein lebenswichtiges Hoffnungszeichen. Andere müssen mit massiver Wasserverschmutzung leben. Es gibt zwar ausreichend Wasser, aber es ist nicht sauber. Krankheiten, Infektionen, Epidemien breiten sich über verdrecktes Trinkwasser aus. Leben ist bedroht, Lebensentwicklung praktisch unmöglich gemacht. Da bedeutet frisches Trinkwasser die Welt.

Und dann gibt´s da solche wie mich, die anders durstig sind. Durstig nach Ruhe und Lebendigkeit. Die sich mehr Gleichgewicht zwischen Arbeit, Privatleben und ruhiger Zeit für sich selbst wünschen. Die sich nach kreativer Energie sehnen und sich wieder lebendig spüren wollen. Ich möchte mich nicht nur als gut  funktionierende Maschinen zwischen Erwerbsarbeit, Haushalt und ‚Restzeitmanagement‘ erleben. Wenn ich meine Erfahrung aus Rom auf meine Sehnsucht heute übertrage, heißt das: Ich fühle mich beschenkt von genug Ruhe und Zeit für mich. Ich erlebe Momente, in denen ich mich intensiv spüren kann. Und dann vielleicht auch andere. Momente, in denen ich ausscheren darf aus Alltagstrott und Sachzwängen, um mich selbst zu überraschen. Und dann vielleicht auch andere.

Und ich begreife es schon: Wenn mir solche Momente geschenkt werden, ganz umsonst, dann ist es an mir, diese Momente auch zu erkennen und sie zu nehmen. So wie ich das Angebot der Trinkbrunnen in Rom dankbar angenommen habe. Ich darf mich spüren, meine Sehnsüchte ernst nehmen und mein Leben aus eingefahrenen Wegen herausführen. Ich darf anders reagieren, über meinen eigenen Schatten springen und ab und zu Komfortzonen hinter mir lassen. Ich kann sogar alte Reflexe und lang eingeübte Wortdauerschleifen hinter mir lassen. Danach dürste ich. Der Freiraum dafür wird mir geschenkt. Das lerne ich von der Jahreslosung. So wünsche mir und euch, dass wir im neuen Jahr öfter einmal ganz verrückte Dinge tun und ausgetretene Pfade verlassen. Vielleicht begegnen wir uns dabei ja irgendwo? Ich wünsche mir und euch ein gesegnetes Jahr 2018!