Der folgende Text aus dem Ersten Johannesbrief und Monatsspruch für August 2018 kann als kleines christliches Liebesmanifest bezeichnet werden:

„Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott
und Gott bleibt in ihm.“
( 1. Joh 4,16)

Im  diesem Vers aus dem Ersten Johannesbrief wird die Beziehung zwischen und Gott und Mensch kurz und prägnant auf den Punkt gebracht:  Weil Gott mich zuerst geliebt hat, kann ich mich selbst lieben. Ich werde erst mit Liebe beschenkt und damit befähigt zu lieben. Und wenn ich mich selbst liebe, kann ich auch andere lieben. Die meisten haben das schon erlebt: wenn ich mit mir selbst gut umgehe und auf meine Schrullen und Fehler gnädig schaue, kann ich leichter offen und liebevoll gegenüber anderen sein. Damit erfülle ich das Gebot der Nächstenliebe. Und somit bleibe ich bei Gott und Gott in mir.

Aber eine Frage bleibt:  Wenn ich meinen Nächsten liebe, ich übersetze: achte und respektiere und ihm oder ihr Gutes wünsche, liebe ich dann automatisch auch Gott? Viele Menschen sehen das anders. Sie bezeichnen sich selbst als atheistisch, humanistisch, zweifelnd oder anders gläubig. Die meisten gehen trotzdem liebevoll mit sich selbst und anderen um. Eine Art kausaler Verhaltens- und Folgezusammenhang besteht also nicht. Es gibt stattdessen ganz unterschiedliche Motive, Haltungen und Wertvorstellungen, die zu einem friedlichen und respektvollen Miteinander führen. Und die sind in Zeiten von zunehmenden Hass- und Empörungsäußerungen, Verrohung der Sprache und Gewalt im Alltag alle dringend notwendig. Gott ist keine Voraussetzung dafür.

Umgekehrt lässt sich aber sagen: Wer an Gott glaubt, glaubt an die Liebe als Geschenk. Dieses Geschenk wirkt um so stärker, je mehr ich es weiter verschenke. Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber hat es in seinem Buch Ich und Du wie folgt ausgedrückt: Nur in der unmittelbaren Begegnung zwischen Ich und Du kann Gott erlebt werden und auf der Welt wirken.