Josef war der Ehemann von Maria. Seine Sicht auf die Weihnachtsgeschichte ist wenig im Blick.
Hier ein Versuch das zu ändern. Hört doch mal rein!
Josef stammte laut dem Evangelisten Matthäus von König David ab. Somit gehörte auch Jesus indirekt zum Geschlecht des ehemaligen Königs von Israel. Josef arbeitete in Nazareth als „Tekton“, griechisch für Baumeister oder Zimmermann. Josef war mit Maria verlobt und wollte eine Familie mit ihr gründen.
Ihn schockierte das, womit ihn Maria konfrontierte: Sie war schwanger. Und zwar nicht von ihm. Gott selbst sollte der Vater gewesen sein. Josef verstand überhaupt nichts mehr. Er fürchtete, dass sich seine Partnerin Maria von ihm entfremdet hatte. Und woher kam das Kind? Plötzlich war Maria mit etwas ganz Großem verbunden. Und es hatte überhaupt nichts mit ihm zu tun. Er war wütend, verletzt, eifersüchtig. Was sollte das alles? Er verstand es nicht.
Maria wurde ihm fremd, und Josef entwickelte Trennungsfantasien. Er wollte sich aus der Affäre ziehen und Maria verlassen. Er hielt sich für den Betrogenen und sah das Recht klar auf seiner Seite. Schließlich war Maria an der Krise schuld und nicht er. Maria wiederum fühlte sich von Josef im Stich gelassen und ging ihrerseits auf Distanz. Sie verschwand für drei Monate zu ihrer Verwandten Elisabeth. Die Paarbeziehung der beiden stand auf der Kippe. Sie lebten innerlich wie äußerlich getrennt.
Aber dann kam unverhofft die Wende. Josef wurde von einem Engel besucht. Der erklärte ihm im Traum die Situation: Das Kind, das Maria erwartete, war göttlichen Ursprungs. Josef durfte Maria nicht verlassen. Sie brauchte ihn an ihrer Seite. Gerade als schwangere Frau war sie verletzlich und hilfsbedürftig. Josef sollte an ihrer Seite für sie und das Kind einstehen. Er sollte das Kind als sein eigenes annahmen und Mutter und Kind beschützen.
Nun konnte Josef wieder konstruktiv handeln. Er hatte einen klaren Auftrag und einen Plan. Der Engel hatte ihm alles erklärt. Er hatte es verstanden und sich entschieden. Er blieb bei Maria. So wurden die beiden zu einem Ehepaar, das füreinander eintrat.
Die beiden brachen zu Fuß nach Bethlehem auf, damit sich Josef im Rahmen einer Volkszählung in die Steuerlisten seiner Heimatstadt eintragen konnte. Der Weg war weit, mühsam und gefährlich. Josef brachte Maria sicher nach Bethlehem. Und nach der Geburt von Jesus in einer Krippe im Stall flohen die drei gerade noch rechtzeitig vor Herodes Soldaten nach Ägypten ins Exil.
Jesus hatte nach dem Matthäusevangelium vier Brüder: Jakobus, Josef, Simon und Judas, dazu mehrere Schwestern. Die frühe Ostkirche glaubte, dass sie Söhne aus einer ersten Ehe Josefs waren. Die Westkirche lehrte, dass die Geschwister Jesu von Maria und Josef gezeugt worden waren.
Über Datum und Umstände von Josefs Tod ist nichts bekannt. Das Lukasevangelium erwähnt ihn zum letzten Mal, als Josef mit Maria den verlorenen zwölfjährigen Jesus im Tempel von Jerusalem wiederfand. Daraus wurde geschlossen, dass Josef starb, lange bevor Jesus selbst als Wanderprediger in die Öffentlichkeit trat. Er geriet daraufhin für lange Zeit in Vergessenheit oder wurde bestenfalls als Nebendarsteller der eigentlichen Geburts- und Lebensgeschichte von Jesus angesehen. Aber Josef hatte für den Fortgang der Geschichte eine ganz eigene und unverwechselbare Bedeutung. Die sollte nicht in Vergessenheit geraten.
Die Legende der Reise von Nazareth nach Bethlehem ist eine „Heldenreise“, eine – vor allem: innere – „Initiations-Reise“, wie sie in früherer, noch heiler, wahrer, Kultur üblich war für die jungen Menschen am Beginn der Pubertät.
Josef und Maria sind Symbolfiguren, die die beiden Bewußtseins-Ebenen eines Menschen darstellen: die materielle und die nichtmaterielle Ebene.
Am Ziel der Reise kommt der „neue Mensch“, das neue Bewußtsein, das Christus-Bewußtsein, zur Welt.
Josef wird als Zimmermann dargestellt, weil er das „Haus“ gebaut hat, in dem das neue Bewußtsein wohnen wird.