Diesen Text habe ich für den ersten Kneipengottesdienst der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) in Mainz am 9. Juli 2025 geschrieben und gehalten.

Hallo Hoffnung, geht´s dir gut?

Du brauchst in diesen Zeiten doch besonders viel Mut:

Hitze, Trockenheit, Kriege, Terror und Gewalt.

Gesellschaftliche Herausforderungen – sie sind geballt.

Ich könnte schreien, fluchen, weinen, klagen,

Zuversicht hat da grad wenig zu sagen.

Wie soll das denn alles weiter geh´n?

Kannst du da noch einen Ausweg seh´n?

Ich sag dir ganz ehrlich: ich bin deprimiert,

Ich bin aktiv und will was, aber meine Kraft ist dezimiert.

Mir läuft der Schweiß und das Herz wird mir schwer,

Einige Freund:innen sind schwer krank, sie können nicht mehr.

Willst du mir sagen, dass hoffen was nützt?

Ja, die Würde der Menschen ist unantastbar, aber wird sie auch beschützt?

Migrant:innen, Refugees, Minderheitengruppen und Queere,

sie dienen als Sündenböcke, liest du das Geschmiere,

… das kommt von Rechtsnationalen, AfD, Reichsbürgern und Co?

Online und offline wird´s verbreitet und sagen wir´s mal so.

Manchmal habe ich richtig Schiss: Ich fürchte mich vor religiösen und anderen Fundamentalisten.

Menschen, die sich für Respekt engagieren, landen auf ihren Abschuss-Listen.

Hallo Hoffnung, bist du noch da?

Sag du doch auch mal was, ist doch wahr!

Wie soll das denn alles weiter geh´n?

Kannst du da noch einen Ausweg seh´n?

In der Bibel steht, du bist wie ein Anker,

Trotz aller Konflikte und Stürme können wir uns an dir festmachen wie ein Tanker.

Wir können uns an dir ausrichten und stark bleiben.

Wir können mit deiner Hilfe Ängste und Sorgen vertreiben.

Aber wo ist grad dein Anker, liebe Hoffnung?

Ruht der in den Untiefen der Verdrängung?

Wir brauchen dich jetzt und sichtbar, stark und hier.

Wenn du nicht mehr da bist, ja dann sag ich´s dir:

Dann verliert die Welt ihr menschliches Gesicht.

Diktatoren und Tyrannen stört das nicht.

Die Trumps, Putins, Erdogans und Orbans dieser Welt.

Sie bekommen überall Aufwind und sie scheren sich nur um Macht und Geld.

Wir brauchen dich hier und jetzt, liebe Hoffnung, das ist ganz klar.

Paulus sagt ohne Glaube, Liebe, Hoffnung geht gar nichts, und das ist wahr.

Komm vorbei Hoffnung und niste dich ein -in Herzen, Verstand und unsere Seele,

damit wir uns wehren gegen faschistische Befehle.

Je länger ich mit dir rede, liebe Hoffnung, wird mir eines klar:

Hoffnung ist ein Verb, wir müssen es tun, überall und auch in der Bar.

Weinen und lachen, schweigen und singen, feiern und klagen

Wir müssen wachsam bleiben und Zivilcourage wagen.

Die Menschenwürde ist unser höchstes Gut.

unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung – das macht mir Mut.

Mit dir und euch allen auf die Straße zu gehen und allen zu zeigen,

dass es sich lohnt, jeden Tag respektvoll und gastfreundlich mit Leuten zu bleiben.

Hoffnung, ich zähl auf dich, gib uns Kraft,

Ohne dich geht´s nicht, sonst werden wir dahin gerafft.

Und ja, ich hab´s kapiert, es geht um hoffen und machen,

Damit sich das Leben lohnt, damit auch die jüngeren unter uns noch hoffen und lachen.

Und selbst wenn ich manchmal weine vor Trauer,

ich bemühe mich weiter, mit dir, mit euch, nur etwas lauer,

Wenn ich nicht mehr kann, dann sind andere da.

Wenn du erschöpft bist, dann sage ich ja.

So kann es geh´n, Hoffnung , du bist dabei.

Hass und Gewalt sind sowieso da, aber ich sag´s so frei.

So lange die Mehrheit dagegen hält.

Ist es genau das, was für mich zählt.

Ich weine und klage, bete und schweige, lobe und preise

und versuche zu hoffen, sag ich dir ganz leise.

Sei du da, liebe Hoffnung, dann schaffen wir es gemeinsam.

Wir setzen uns ein für Respekt und Solidarität, dann bleibt niemand einsam.

Hoffen und beten, schweigen und lachen,

wir werden der Welt weiterhin Hoffnung machen.

Dir und mir und euch allen sagen wir bar:

Hoffen, unterstützen und gemeinsam machen: dann kommen wir klar!