Warten ist die christliche Grundhaltung im Advent. Auch wenn es nicht immer einfach ist. Dazu passt auch der Monatsspruch Dezember.
„Meine Seele wartet auf Gott mehr als die Wächter auf den Morgen“
(Psalm 130, 6).
Warten, das ist die Grundhaltung eines achtsamen und bewussten Lebens. Warten auf Gott, so sagt es der Psalmbeter oder die Psalmbeterin, ist eine Handlung, die das ganze Leben umfasst, körperlich, geistig, mit Herz und Verstand. Denn die Seele („näfäsch“ auf Hebräisch) beschreibt das ganze Leben. Im Kontext dieses Psalms hofft der oder die Betende auf Gnade und Vergebung Gottes (Vers 7). Gleichzeitig markiert der Vers den Übergang vom Warten des Einzelnen auf das Warten der Wächter und damit das Warten ganz Israels. Warten auf Vergebung und Befreiung. Es ist ein existenzielles Warten, individuell und kollektiv. Es geht ums Ganze. Und: es geht um die Erkenntnis, dass Menschen allein das Leben nicht bezwingen können. Trotz aller Wissenschaft, Logik und Forschung. Die Unverfügbarkeit des Lebens hat Generationen gelehrt auf Gott zu hoffen, auf die Ewige, die unverfügbar ist, die anders ist – jenseits aller menschlichen Kategorien und Schubladen.
Als Monatsspruch im Dezember markiert der Vers auch die Grundhaltung des Advents: Warten. Achtsam und bewusst warten. Warten auf die Geburt Jesu, Gottes Sohn. Und damit warten auf Gott, der mit der Geburt Jesu ein menschliches Gesicht bekommen hat und dessen Verkündigung von da an direkt in der Welt hörbar, sichtbar und spürbar geworden ist. Und was ist die Botschaft im Advent? „Fürchte dich nicht!“ Denn Gott kommt.
Furcht, Gewalt und Hass sind schlechte Berater. Sie grenzen aus, zerstören Gemeinschaft und soziales Miteinander. Wer im Advent auf Gottes Sohn wartet, der macht sich auch Gottes Botschaft bewusst: Gottesliebe, Nächstenliebe, Selbstliebe. Da ist kein Platz für Hass und Gewalt, wie sie von so vielen rechtspopulistischen, extremistischen oder fundamentalistischen Gruppierungen weltweit propagiert werden. Da ist sehr wohl Platz für Respekt vor jedem und jeder einzelnen. Fürchte dich nicht! Warten lohnt sich. Denn Gott kommt.
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