Worte und Stille. Wenn viel geredet wird, muss auch geschwiegen werden. Dazu eine Meditation.

 

I.
Worte.
Worte im Gespräch,
Worte im Streit,
Worte im mühsamen Ringen um Einigkeit.

Worte.
Laut, leise, schnell, langsam,
ungeduldig, genervt, zornig, beschwichtigend.

Viele Worte.
Durcheinander, verstrickt, ambivalent,
rauf und runter,
hin und her,
für und wider.

Worte – ohne Ende,
die Wangen sind heiß, die Köpfe schwer,
die Luft ist zum Zerschneiden dick.

Worte.
So viel zu reden,
so viel zu klären,
Kontroverses auszuhandeln.
Worte.

Worte als Gradmesser
für Gesprächskultur,
für Respekt,
für Augenhöhe
konstruktives Streiten, Abwägen, Entscheiden;
Worte.

Musik

II.
Worte.
brauchen Platz zum Zuhören,
Zeit zu wirken,
Ernsthaftigkeit zum Abwägen.
Worte brauchen Unterbrechung von Worten,

Wortlosigkeit,
Ruhe.
Gelassenheit.
Worte sein lassen,
nichts tun müssen,
loslassen.

Stille.
Stille, in der die Worte nachklingen,
Bedeutungen nachwirken,
Zeit.
Zum Nachsinnen und Nachempfinden.

Wortlosigkeit.
Raum geben für das, was sich zeigen will.
Still werden (…),
offen werden für Gottes Wort.

Schweigen.
Schweigen ist mehr als nicht reden.
Mit allen Sinnen still sein.
Das Herz auf Empfang schalten und tiefer wahrnehmen,
was vor sich geht,
außen und innen.

Musik

III.
Ort der Stille.
Hier und jetzt.
Wenn die Seele Abstand nehmen kann
und ihren Eigen-Sinn findet.
Innere Klärung und Stärkung aus der Tiefe des Seins.

Erst das Schweigen tut das Ohr auf
für den inneren Ton in allen Dingen.
Wer schweigt und sich im Hören übt,
kann sich selbst und anderen näher kommen
– und vielleicht auch Gott.

Amen

Predigtmeditation gehalten am 8.11.2014 auf der Herbstdelegiertenratskonferenz
des Ev. Studienwerks in Villigst.