Als die Frauen das Grab von Jesus besuchen wollten, war es leer. Sie waren erschrocken und erstaunt. Zwei Boten Gottes berichteten von seiner Auferstehung.
„Was sucht ihr die Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“
(Lukas 24,5-6)
Ja, wo sollen die Frauen denn sonst suchen? Diese Frage geht mir durch den Kopf, wenn ich den Monatsspruch lese. Sie haben ja selbst miterlebt, wie Jesu Leichnam drei Tage vorher in die Gruft gelegt wurde. Er war eindeutig tot. Und der Ort war derselbe, an dem sie nun wieder standen.
Es war also völlig vernünftig, wieder zur Gruft hinzugehen, um den Verstorbenen zu betrauern. Und dann diese Frage von den Boten Gottes. „Was sucht ihr die Lebenden bei den Toten?“
Was für eine Frage. Ich versuche mir vorzustellen, wie das heute wäre: Ich gehe auf den Friedhof und ein Fremder erzählt mir, dass mein Verwandter gar nicht mehr im Grab liegt. Ich würde denjenigen – freundlich gesagt – für verwirrt halten.
Die Rede der Boten geht im biblischen Text aber noch weiter. Sie geben den Frauen den entscheidenden Hinweis:
„Erinnert euch!“
Die Frauen sollen sich an das erinnern, was Jesus seinen Gefährtinnen und Gefährten vor seinem Tod gesagt hat: Dass er sterben und nach drei Tagen auferstehen wird. So wie der Prophet Jona im Alten Testament nach drei Tagen im Bauch des Wales wieder ausgespuckt wurde, um den Auftrag Gottes zu erfüllen.
Aha, viel schlauer sind die Frauen dadurch nicht. Denn was danach kam, hatte nichts mit Wissen zu tun. Trotz der Erklärung der Boten. Sondern mit Vertrauen. Nach drei Tagen in der Gruft war Jesus auferstanden.
Ein Wunder war geschehen. Da gab es nichts zu erklären, nichts wissenschaftlich nachzuweisen. Hier konnten die Frauen nur den Boten vertrauen und ihnen glauben. Denn sie waren keine direkten Zeuginnen des Wunders gewesen. Genauso wenig wie Menschen heute Zeuginnen und Zeugen von Jesu Auferstehung sind.
Auch ich kann dieses Ereignis nur glauben und mich fragen, was das heute noch mit meinem Leben zu tun hat. Vielleicht kann ich dadurch Zeugin von Auferstehung mitten im Leben werden? Denn Jesu Überwindung von Tod und Zerstörung ermutigt mich, wachsam zu werden für kleine Momente vom Wiederaufstehen mitten im Alltag. Marie Luise Kaschnitz hat das in einem Gedicht wunderbar auf den Punkt gebracht:
„Manchmal stehen wir auf Stehen wir zur Auferstehung auf Mitten am Tage Mit unserem lebendigen Haar Mit unserer atmenden Haut. Nur das Gewohnte ist um uns. Keine Fata Morgana von Palmen Mit weidenden Löwen Und sanften Wölfen. |
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.Und dennoch leicht Und dennoch unverwundbar Geordnet in geheimnisvolle Ordnung Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.“(aus: Marie Luise Kaschnitz, Dein Schweigen – meine Stimme, Gedichte, 1962 Berlin) |
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Worum es geht: Um kleine Auferstehungen mitten im Leben. Ums Wieder Aufstehen nach Trennung, Scheidung, Krisen, Krankheit, Verlust und Tod. Das Leben geht weiter. Verändert, beschädigt, vernarbt und oft schmerzhaft. Aber es geht weiter. Trotz allem. Und Gott bleibt an meiner Seite. Ich kann darauf vertrauen, weil ich heute mehr weiß als die Frauen damals am leeren Grab: Jesus ist auferstanden. Er hat den Tod überwunden. Deshalb feiern wir Ostern. Halleluja!
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