Wenn ich die Jahreslosung für 2017 höre, dann fällt mir da so einiges zu ein. Eine neue Gesprächskultur beispielsweise bräuchten wir ganz dringend.
Jahreslosung 2017
„Gott Spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“
(Ezechiel 36,26)
Wenn ich dieser Tage politischen Debatten folge, dann denke ich häufig: Wir brauchen eine neue Gesprächskultur. Ein neuer Geist kann da nicht schaden. Also eine Haltung im Zusammenleben und in Diskussionen, die das jeweilige Gegenüber fair behandelt und respektiert. Nicht wie der designierte Präsident der Vereinigten Staaten Donald Trump, der sich während einer Pressekonferenz auf übelste Weise über einen behinderten Journalisten lustig macht oder Frauen vor allem als Sexualobjekte ansieht. Er hält alle Mexikaner für Drogendealer und Kriminelle und alle Muslime als Terroristen. Wo soll das hinführen, wenn er Ende Januar als Präsidenten eingeführt wird? Wenn sich jemand mit so viel Macht solche Beleidigungen und Schmähungen leisten kann, ohne dass er gestoppt wird, ermutigt das alle anderen, sich ebenso zu verhalten.
Die Schauspielerin Meryl Streep hat es am 8. Januar während ihrer Rede zur Verleihung des Golden Globes für ihr Lebenswerk auf den Punkt gebracht:
„Respektlosigkeit erzeugt weitere Respektlosigkeit. Gewalt weitere Gewalt. Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu schikanieren, verlieren wir alle.“
Das ist eine wichtige Botschaft, die Meryl Streep klar und eindeutig in aller Öffentlichkeit ausgedrückt hat. Sie hat ihr Herz sprechen lassen und ihren Verstand. Ein Herz, das Schmerz empfindet und lebendig ist, das mitfühlt und solidarisch ist mit denen, die schwächer sind und sich selbst öffentlich nicht verteidigen können. Und ein Geist, der Andere respektiert und als Gottes Ebenbild achtet. Insofern hat Meryl Streep im Geiste der Botschaft des Propheten Ezechiel gesprochen.
Der Prophet Ezechiel hat die Israelitinnen und Israeliten in Gefangenschaft und im Exil von Babylon im 6. Jahrhundert vor Christus aus der Resignation gerüttelt und ihnen Mut für einen Neuanfang gemacht. Diesen Neuanfang brauchen wir auch in unseren öffentlichen Debatten – online und offline. Dringend brauchen wir im neuen Jahr eine andere Kultur von Respekt und Achtsamkeit statt Hass und Gewalt. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein. Ist es aber nicht. Deshalb müssen wir es wieder neu lernen. In einer Zeit, die aufgrund von Terrorangriffen, Hasstiraden und digitalen Shitstorms scheinbar nicht mehr aus der Gewaltspirale heraustreten kann. Mit einem neuem Herzen und einem neuen Geist, also einer veränderten Einstellung zum Miteinander können wir die Macht von Hass und Gewalt unterbrechen und ihr etwas Anderes entgegensetzen: Mitleidenschaft und gegenseitige Achtung. Lassen wir uns im neuen Jahr von Ezechiel dazu ermutigen!
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