Zum Beginn des Jahres mache ich mir Gedanken über das neue Jahr und frage mich, ob nun alles neu und anders wird, oder ob alles weiter gehen wird wie bisher.
Das neue Jahr ist schon einige Tage alt. Unsicher gehe ich meine ersten Schritte ins neue Jahr. Neugierig tastend. Fast aufgeregt. Ich murmele die Zahl 2017 vor mich hin. Höre dem Klang zu, kaue die Zahlen einzeln durch, wunder mich über den fremden Widerhall. Wird es 2017 Überraschungen geben? Neues?Unterbrechungen von alten Reflexen, von alten Eskalationsspiralen und Hasstiraden? Oder läuft alles schon wieder wie gehabt? Die übliche Routine?
Das Jahr ist noch so jung. Ich darf mich noch fragen, ob es den Zauber des Neuanfangs gibt, ohne dass es peinlich wirkt. Sind neue Schritte ins „Andersland“ möglich? Unbekannte Pfade, die das Jahr 2017 spannend machen, weil es nicht einfach eine Verlängerung von 2016 ist?
Ich bin mir nicht sicher.
Die Terroranschläge von Berlin vor Weihnachten und in Istanbul an Silvester zeigen mir mit brutaler Härte: Die barbarischen Terroranschläge vom letzten Jahr und vom Jahr davor und vom Jahr davor gehen weiter. Und genauso gehen die immer gleichen Reflexe in der immer gleichen Phasenabfolge als Reaktion darauf weiter: Entsetzen, Solidarität, Wut, Hass auf die Anderen und am Ende waren Geflüchtete schuld.
Ich will nicht, dass 2017 so beginnt. Ich will nicht, dass 2017 so weiter geht. Ich will nicht, dass 2017 nur eine Kopie von 2016 wird. Ich sehne mich stattdessen nach dem Widerhall aus der Zeit zwischen den Jahren. Ein frischer Wind aus der Zwischenzeit im Zwischenraum. Ein frecher Ruf aus dem Dazwischen. Verzaubert und anders ist diese Zeit. Leider ist sie viel zu kurz. Eingekeilt ist sie zwischen den Weihnachtstagen und Silvester. Sie führt ein ganz eigenes ungezwungenes Dasein und lädt zu Ungewohntem ein. Terminkalender und Verpflichtungen melden sich erst nach Silvester wieder.Unbekümmert kann ich ausprobieren und mich treiben lassen. Im letzten Jahr habe ich über diese verzauberte Zeit Dazwischen geschrieben.
Was diese Zeit Dazwischen mich lehrt: Sie zeigt mir, dass ich aus alten Gleisen heraustreten und Neues ausprobieren kann. Ungewöhnliches und Spontanes ist möglich. Natürlich nehme ich mich und meinen Alltag mit. Mit meiner Geschichte, meinen Erfahrungen, meinen Fragen, Freuden und Sorgen. Aber ich darf mir erlauben, sie ganz anders anzusehen, anders damit umzugehen, andere Wege zu gehen, neue Perspektiven zu erforschen. Ich nehme mich und meinen Lebensrucksack mit, so wie jede und jeder das tut. Trotzdem ist das neue Jahr nicht komplett verplant und vorherbestimmt.
2017 wird nicht sein wie das alte Jahr. Anderes wird passieren, Neues, Unvorhergesehenes, Überraschendes. Und ich kann dabei mithelfen, indem ich mich öffne für das Neue und in die Welt schreie: Willkommen! Ich weiß nicht, was kommen wird und wo mich das hinführt. Aber ich lasse es zu. Ich gebe Kontrolle ab und lasse mich überraschen.
Zu Beginn des neuen Jahres gab es eine interessante Aktion auf Twitter: #2017in3Words
Meine eigene spontane Reaktion darauf:
Offen.Für.Neues.
Andere schrieben:
Ich.Du.Wir.
Wage.Zu.Träumen.
Fit.Und.Schön.
Gesundheit.Liebe.Du.
Liebe.Liebe.Liebe.
Aufrecht.Weiter.Gehen.
Lieben.Springen.Tanzen.
Interessant finde ich, dass viele Assoziationen mit Bewegung und Begegnung zu tun haben. 2017 lädt also ein, sich weiter zu bewegen und Anderen zu begegnen. Das wünschen sich zumindest viele. Das wünsche ich mir auch.
Ob es realistisch ist?
Ich weiß es nicht. Aber das ist jetzt auch noch nicht wichtig. Das Jahr hat ja gerade erst angefangen. Es möge sich den Zauber vom Neuanfang noch lange erhalten. Bei allen Zwängen, Befindlichkeiten und dem, was scheinbar schon immer war und immer sein soll.
Alles neu?
Sicher nicht.
Aber solange ich mich bewege, auf Menschen zugehe und Anderen begegne, werde ich Neues erleben. Das wünsche ich mir und anderen. Das wünsche ich der Welt mit Ihren Trumps, Le Pens, Erdogans und Putins. Offen sein für Andere und für Neues ist kein Zaubermittel. Aber es bewahrt vor ideologischer Enge und einer Welt voller Egomanen.
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