Gedanken zu einem Bibelvers zum Thema Freisein. Es ist der Monatsspruch für Oktober 2016.

Wo aber der Geist Gottes ist, da ist Freiheit.“
(2. Korinther 3,17)

Der 31. Oktober 2017 wird ein einmaliger Feiertag sein. An diesem Tag jährt sich zum 500. Mal der Tag, an dem Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg geschlagen haben soll. Der Tag wurde nachträglich zum offiziellen Beginn der Reformation der Kirche ausgerufen,  und damit zum Beginn eines neuen Denkens in Gesellschaft und Staat.

„Freisein allein aus Glauben“ war eine der Grundaussagen der Reformation. Frei von minutiöser Beichte, von Ablasshandel und anderen Geldgeschäften, um sich von  Verfehlungen freizukaufen. Es ging um die befreiende und froh machende  Botschaft des Evangeliums und nicht um Angst, Unmündigkeit und Abhängigkeit. Die Reformation hat den einzelnen Menschen in seinem Verhältnis zu Gott in den Mittelpunkt  von Theologie und Kirche gerückt und weg von kirchlicher Hierarchie. Der Wert des Menschen sollte nicht mehr von Herkunft, Geschlecht, Amt, Besitz oder guten Werken abhängen, sondern sollte allein in Gott begründet sein. Die Reformation hat die Freiheit zur Bestimmung des Menschen gemacht und damit die Grundlage für eine moderne individualisierte und pluralistische Gesellschaft gelegt.

Martin Luther hat es vorgelebt. Er hat sich die Freiheit genommen, Bischöfen, Fürsten und sogar dem Papst zu widersprechen, weil seine Bibelauslegung und seine Glaubensüberzeugung anders aussahen als die offizielle Lehre. Er hat sich gegen den Ablasshandel gewehrt und Gottes Gnade allein aus Glauben gepredigt. Er hat die lateinische Messe ins Deutsche übersetzt, damit die Menschen sie verstehen konnten, ebenso die Bibel. Die Leute sollten sich selbst ein Bild von den biblischen Geschichten machen können und nicht mehr in kompletter Abhängigkeit zu Priestern und Bischöfen stehen.

 „Wo aber der Geist Gottes ist, da ist Freiheit.“

Was heißt das heute? Es kann heißen, sich einzumischen, wo immer Freiheit und Respekt in Gefahr sind. Sich engagieren, wenn Geflüchtete oder Minderheiten bedrängt werden, nur weil sie anders sind und leben als die Mehrheit der Bevölkerung. Weite des Herzens, Neugier und Respekt vor anderen Menschen sind für mich Zeichen von Freiheit und innerer Gelassenheit, die aus dem Glauben kommen. Denn alle Menschen sind Kinder Gottes und von Gott gesegnet. Daran kann uns der Monatsspruch für Oktober erinnern.