Trost oder Vertröstung ist die Frage, die ich mir stelle, wenn ich den Wochenspruch für Februar 2019 lese.
„Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ (Röm 8,18)
Puh, der Vers ist schwere Kost. Er klingt wie eine Vertröstung: Euer Leiden ist nichts gegenüber der wunderbaren Zeit danach. Vertröstet der Vers Wünsche und Erwartungen ins Jenseits? Ist es eine Mahnung nur geduldig zu sein? Nach dem Motto: Keine Sorge, das wird schon wieder. Gott hat noch Großes mit euch vor.
In der Beratung heißt es ganz klar: Wer die Sorgen und Nöte der Menschen nicht anhört und und nur auf bessere Zeiten verweist, der nimmt die Menschen nicht ernst. So jemand vertröstet nur statt zu trösten.
Bei Paulus war die Sachlage aber etwas anders gelagert. Paulus kannte Verfolgung, Leiden und Schmerzen am eigenen Leib. Er wusste, was Verunglimpfung und Verfolgung der christlichen Gemeinden damals hieß. Er hatte es selbst erlebt und war dafür sogar ins Gefängnis gebracht worden. Er wusste sehr wohl, dass in den frühchristlichen Gemeinden nicht alles in Ordnung war. Die römischen Behörden waren misstrauisch ihnen gegenüber. Sie befürchteten Aufruhr und Auflehnung. Die jüdischen Gemeinden waren ebenfalls skeptisch. An die Lehre von Jesus Christus als der Messias glaubten sie nicht. Sie sorgten sich, dass ihre Gemeinden durch den neuen Glauben geschwächt würden. Es war also eine komplizierte und gefährliche Gemengelage, die Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus in den christlichen Gemeinden geherrscht hat. Zu dieser Zeit etwa schrieb Paulus seinen Brief an die Gemeinde in Rom. Die Gläubigen waren verunsichert und ängstlich: Wie sollten sie mit Streitigkeiten untereinander umgehen? Wie sollten sie auf Anfeindungen von außen reagieren? War ihr Gott wirklich stark genug sie zu beschützen?
Paulus war davon überzeugt, dass trotz all dieser Schwierigkeiten die Liebe Gottes stärker sein würde als alles Leid. Sein starker Glaube schenkte ihm persönlich Kraft und Zivilcourage. Und genau diesen Glauben wollte er auch seinen christlichen Geschwistern weitergeben. Nicht, damit sie sich wegduckten und alles klaglos ertrugen, sondern im Gegenteil, damit sie ihren Alltag mit Zuversicht gestalten und sie sich gegen Unrecht friedlich und besonnen wehren konnten.
Ich wünsche uns allen, dass auch wir Gottes Trost und Segen in Alltagsmomenten immer wieder erleben können, egal ob uns gerade zum Lachen oder zum Weinen zumute ist.
(1) Der Text wird situativ inbezug auf die römische Gemeinde des Paulus interpretiert. Es ist fraglich, ob wir sie – mangels zuverlässiger Quellen – so genau kennen können wie Soederblom voraussetzt.
(2) Es fehlt die Kontextualisierung inbezug auf die paulinische Opfer-Christologie und Auferstehungslehre. In diesem für Paulus zentralen Zusammenhang werden weitreichende Thesen aufgestellt, die mit der Situation der römischen Gemeinde nicht zu erklären sind.
(3) Wenn es nur um die römische Gemeinde im 1. Jahrhundert ginge, wäre die historische und heutige Relevanz der paulinischen Lehre noch nicht erwiesen.
(4) Im Rahmen des patristischen Diskurses um die Frage von Auferstehung/Unsterblichkeit der Seele stellt die paulinische Theologie einen zentralen Bezugspunkt dar, dessen eigentliche historische Situiertheit im Konflikt juden- und heidenchristlicher Auffassungen im antiken Antiochia und darüber hinaus den Diskutanten immer mehr aus dem Blick geriet.
(5) Die historische Bedeutung der paulinischen Auferstehungslehre kann nicht aus dieser Wirkungsgeschichte gelöst werden, die in der Tat eine Vertröstungsgeschichte war: von der Naherwartung zur augustinischen Gnadenlehre.
(6) Die Verwendung situativer Interpretation unter Ausklammerung des wirklichen historischen Kontextes muss als vergebliche Apologetik bewertet werden.