Die Stimme erheben, wenn es nötig ist. Das ist nicht einfach. Dennoch ermutigt genau dazu der Monatsspruch vom Monat Juni.
„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg 5,29)
Der Satz klingt einfach. Es ist eine klare Ansage. Aber so einfach ist weder der Vers zu verstehen noch die dahinter liegende Wirklichkeit. Denn es geht um Machtansprüche. Wer hat in welchem Lebensbereich etwas zu sagen? Und wer nicht?
Der biblische Vers ist im Kontext der Apostelgeschichte im ersten Jahrhundert nach Christus entstanden. Der Apostel Petrus berief sich auf die Freiheit der Verkündigung gegenüber jüdischen Religionsvertretern und auch gegenüber der römischen Besatzung. Petrus, Paulus und viele andere waren damals aufgrund ihrer Predigten ins Gefängnis gesperrt worden. Sie sollten davon abgehalten werden, Jesu Lehren und Taten zu bezeugen und sich zu ihm als Messias zu bekennen. Petrus und viele andere stellten aber ihr Bekenntnis zu Jesus Christus und die Verkündigung seiner Lehren über religiöse Gesetze und über politische Machtansprüche. Sie beriefen sich dabei auf ihren Glauben. Ihr Bekenntnis war öffentlich und hatte religiöse und gesellschaftspolitische Konsequenzen.
Und was heißt das heute? Nun zunächst einmal leben wir heute in Deutschland in einem demokratischen Rechtsstaat. Dennoch brauchen wir kritische Stimmen. Ich verstehe den Text für heute so: Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und das Wort zu erheben, wenn Gottes Botschaft in Gefahr ist: Wenn Geflüchteten ihr Grundrecht auf Asyl verweigert wird. Wenn Rechtspopulisten ihre Hassparolen gegen alle herausschreien, die anders sind als sie. Wenn religiöse Sprache zur Legitimation von Terror und Gewalt missbraucht wird. Wenn sozial Schwache daran gehindert werden, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Wenn Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle diskriminiert werden. Wie es jedes Jahr am 17. Mai zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transfeindlichkeit(#IDAHOT, #IDAHOBIT) angeprangert wird. Wolfgang Schürger hat darüber auch auf evangelisch.de berichtet.
Die massenhaften Verhaftungen von angeblich schwulen Männern in Tschetschenien sind nur ein trauriges Beispiel dafür. Die Männer wurden ohne Verfahren eingesperrt und gefoltert. Der Verbleib von vielen von ihnen ist nach wie vor ungewiss. Die soziale Ächtung ist ihnen auch nach der Freilassung aus dem Gefängnis sicher. Das widerspricht klar den Menschenrechten und der Menschenwürde jedes Einzelnen.
Auch die biblische Botschaft ist da klar: Alle Menschen sind Gottes Ebenbild, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlechtsidentität, Alter, Religionszugehörigkeit und sexueller Orientierung. Alle Menschen sind einzigartig und verschieden. Und gerade deshalb haben sie die gleiche Menschenwürde und das gleiche Recht auf Unversehrtheit und Respekt. Gottes Wort zählt mehr als menschliche Ideologien und machtpolitische Erwägungen. Aber natürlich auf dem Boden des Grundgesetzes.
„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg 5,29)
Der biblische Vers ermutigt auch dazu, in jeder Situation immer wieder neu hinzuhören und in Zwiesprache mit Gott zu treten. Es geht um die Zugehörigkeit zu Gott als Beziehungsgeschehen: achtsam mit der Schöpfung, respektvoll mit anderen Menschen und solidarisch mit Notleidenden.
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