Folgende Gedanken habe ich Martin Luther auf der Herbstdelegiertenkonferenz 2016 im Evangelischen Studienwerk in den Mund gelegt. Ich war so frei.
Du glaubst, ich weiß genau wie´s geht.
Und mein Wissen kam niemals zu spät.
Sola fide, sola gratia war aus dem Ärmel geschüttelt.
Am solum Christum habe ich nie gerüttelt?
Ohne Zweifel und Stress stand ich schon immer da?
Aber das , mein Lieber, ist überhaupt nicht wahr!
Jahrelang war ich nur von Angst besessen.
hab mich gequält,
hab gebetet
und den Teufel nie vergessen.
Mein Studium, der Blitzschlag im Mansfeld,
Mönchsturm und Theologie;
Meine eigene Balance,
die fand ich nie.
Von vorne nach hinten
hab ich die Bibel übersetzt.
Nach Wahrheiten gefahndet,
nach Trost gelechzt.
Doch ich fand nur Ermahnung,
Gewalt und den Fluch;
in die Ecke geschleudert
hab ich mehr als einmal das Heilige Buch.
Du glaubst, ich weiß genau wie´s geht.
Und mein Wissen kam niemals zu spät.
Sola fide, sola gratia war aus dem Ärmel geschüttelt.
Am solum Christum habe ich nie gerüttelt?
Ohne Zweifel und Stress stand ich schon immer da?
Aber das , mein Lieber ist überhaupt nicht wahr!
Nach Worms wurde ich vom Kaiser zitiert:
Meinst du ich hatte da keine Schiss?
Da saßen sie nun alle gelackt und pikiert.
Durch die Menschen im Saal ging schon der erste Riss.
Wie der Geier haben sie mir aufgelauert.
doch meine Disputatio hat lang gedauert.
Die meisten wollten mein Verderben.
Aber bevor ich widerriefe, wollte ich sterben.
Der Kaiser war da.
Aber der hatte keine Ahnung.
Alle anderen, die mir drohten;
waren auch nicht informiert – aber mir trotzdem eine Warnung.
Trotz aller Not und Bedrängnis,
trotz meiner Angst samt und sonders,
mein Gewissen war standfest,
ich stand da und konnte nicht anders.
Du glaubst, ich weiß genau wie´s geht.
Und mein Wissen kam niemals zu spät.
Sola fide, sola gratia war aus dem Ärmel geschüttelt.
Am solum Christum habe ich nie gerüttelt?
Ohne Zweifel und Stress stand ich schon immer da?
Aber das , meine Liebe, ist überhaupt nicht wahr!
Dann bekam ich Schiss vor der eigenen Courage.
Und ich musste weg, sonst gäb´s ne Caramboulage.
Entführung auf dem Weg, das konnte es sein.
Ich landete auf der Wartburg, da war ich endlich allein.
Wie es weiter ging, das ist Geschichte,
und die ist lang und schwer.
Die Zweifel und die Fragen,
sie wurden immer mehr.
Erst beim Studium von Paulus gab´s endlich Entwarnung.
Mit seinem Spruch allein aus Gnade
kam nicht Gottes Fluch,
sondern Gottes Erbarmen!
Die Erkenntnis ließ mich wachsen, und ich blieb dabei;
Auch wenn die Bauernkriege, der Bann und die Verfolgung rissen das Land entzwei.
Eure Kirche? Die habe ich nie gewollt!
Sie ist den Gelehrten auf beiden Seiten gezollt.
Du glaubst, ich weiß genau wie´s geht.
Und mein Wissen kam niemals zu spät.
Sola fide, sola gratia war aus dem Ärmel geschüttelt.
Am solum Christum habe ich nie gerüttelt?
Ohne Zweifel und Stress stand ich schon immer da?
Aber das , mein Lieber, ist überhaupt nicht wahr!
So kam´s wie´s kommen musste:
Die Kirche ging entzwei.
Die einen jubelten,
die andern riefen Ketzerei!
der Aufbruch war nicht mehr zu stoppen
und ging weit über´s Ziel hinaus.
Die Menschen war´n nicht mehr zu foppen,
Und die Geschichte vieler Klöster war aus.
Die Kirchen und Klöster wurden verlassen
und Kirchenkunst zerstört.
Die Menschen begannen sich aus Glauben zu hassen
und beschimpften sich empört.
Die Konfessionskriege gingen ewig,
weit über meinen Tod hinaus.Der westfälische Friede war nur eine Pause,
Die Gewalt aber war noch lange nicht aus.
Du glaubst, ich weiß genau wie´s geht.
Und mein Wissen kam niemals zu spät.
Sola fide, sola gratia war aus dem Ärmel geschüttelt.
Am solum Christum habe ich nie gerüttelt?
Ohne Zweifel und Stress stand ich schon immer da?
Aber das , meine Liebe, ist überhaupt nicht wahr!
Der Aufbruch war euphorisch,
das Ergebnis katastrophal.
Tausende Menschen ließen ihr Leben.
Glaube und Gewalt: Die Mischung voll fatal.
Der Aufbruch wurde zur Gewissheit,
es gab dann Kirchen viele.
Bis zum Streit hat´s nicht lang gedauert.
Zu unterschiedlich war´n die Ziele.
Und heute? All die Religionen im Vergleich.
Sie haben genug mit sich zu schaffen.
Extremismus, Fundamentalismus im religiösen Bereich;
das sind die aktuellen Waffen.
Einmischen und widersprechen,
das können wir heute nicht lassen.
Gegen IS, AfD, Neonazis und Co.
Hier müssen sich ALLE einmischen – jeden Tag, egal wo.
Du glaubst, ich weiß genau wie´s geht.
Und mein Wissen kam niemals zu spät.
Sola fide, sola gratia war aus dem Ärmel geschüttelt.
Am solum Christum habe ich nie gerüttelt?
Ohne Zweifel und Stress stand ich schon immer da?
Aber das , mein Lieber, ist überhaupt nicht wahr!
Die Zukunft wird es zeigen;
wir alle sind dabei:
Zweifelnd, gläubig und verschieden,
Kein Grund mehr zur Keilerei!
Friedliche Wege,
die müssen wir finden.
Egal, was wir glauben:
auf Respekt muss es gründen.
Von der Reformation haben wir Reform gelernt.
Querdenken und gestalten ist uns nicht fremd.
Unterschiede aushalten, das ist unsre Pflicht.
Verantwortung übernehmen, anders geht es nicht.
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